Letzte Woche hatte ich einen Termin bei einer Tochter, die sich Sorgen um ihre Eltern macht. Beide sind in ihren 70gern, dem Vater geht es gesundheitlich nicht mehr so gut, die Mutter ist zwar noch recht fit, mit der Pflege des Ehemanns aber arg gefordert. Die grosse Sorge der Tochter: was passiert, wenn sich der Zustand meines Vaters verschlechtert Was, wenn meiner Mutter etwas zustösst? Wie spreche ich meine Sorge nicht nur an, sondern kann meine Eltern dabei unterstützen vorzusorgen? Sie wollen nichts davon wissen.
Es ist nicht einfach, den passenden Moment und einen guten Gesprächseinstieg zu finden. Gleichzeitig ist das natürlich auch eine prima Entschuldigung, um das Gespräch zu vermeiden. Es war halt nicht der richtige Zeitpunkt, wir hatten so einen schönen Nachmittag, da will ich nicht mit dem Thema anfangen, ich will meine Mama, meinen Papa nicht aufregen oder traurig machen, etc..
Wer kennt den Dialog (oder so ähnlich):
Tochter/Sohn: Mama, Papa, kümmert euch um eure Vorsorge, gell! Macht bitte endlich einen Vorsorgeauftrag und eine Patientenverfügung. Bitte!
Und Mama und Papa so: Jaja, das machen wir dann schon.
Und wenn es emotional wird: Willst du/Wollt ihr mich entmündigen?
Nehmt es euren Eltern nicht krumm, wenn sie so reagieren. Es ist nicht leicht älter zu werden und sich bewusst zu machen, dass man dem Lebensende immer schneller immer näherkommt. Und das Ende, der Tod, ist häufig auch gar nicht das Thema, sondern die Zeitspanne dazwischen, wenn die Beschwerden grösser werden, Krankheiten dazu kommen, der Betreuungs- und Pflegebedarf wachsen.
Ich teile gerne 5 Tipps und erprobtes Vorgehen mit dir:
1. Schau dir die Ausgangslage gut an. Was sind deine Ängste und Befürchtungen? Was willst du geklärt haben? Geht es um Gesundheitsfragen? Den Wohnort im Alter, wenn deine Eltern mehr Unterstützung, Hilfe und Pflege brauchen? Muss die Vertretungsfrage gelöst werden, wenn aufgrund von Krankheit oder einem Notfall die Urteilsfähigkeit temporär oder dauerhaft eingeschränkt oder verloren ist? Sehr wahrscheinlich geht es um all diese Fragen gleichzeitig. Die gute Nachricht: vieles lässt sich festlegen und regeln.
2. Recherchiere! Hol dir Beratung und besprich deine Handlungsoptionen, sehr gerne mit mir!
3. Finde einen Tag, an dem ihr Zeit habt, um die richtig wichtigen Fragen zu besprechen. Nicht im grossen Kreis, nicht am Rande einer Familienfeier. Ohne PartnerIn und ohne die Kinder.
4. Werde konkret und verabrede dich mit deinen Eltern, z.B so:
«Ich möchte mit euch über eure Wünsche und Vorstellungen sprechen, damit sichergestellt ist, dass ihr in einem Notfall so behandelt werdet, wie ihr euch das vorstellt.»
5. Bereite dich gut auf das Gespräch vor, nimm Informationen mit und überlege dir, wie du deine Eltern konkret bei der Umsetzung unterstützen kannst.
Deine Eltern und du habt ein gemeinsames Ziel: Ihr wollt verbindliche, aussagekräftige Vorsorgedokumente. Ihr wollt, dass klar ist, wie eine Behandlung im Notfall, bei ungewissem Ausgang oder bei dauerhafter Urteilsunfähigkeit aussehen soll. Ich unterstütze dich mit Informationen, praktischen Tipps und arbeite mit dir und deinen Liebsten an eurer persönlichen Vorsorge.
Dafür gibt es keinen richtigen Zeitpunkt. Aber einen falschen: den Notfall, wenn es zu spät ist, darüber zu sprechen.
P.S. Und wenn du grad dabei bis: wer weiss denn, wie du behandelt werden willst? Wer soll dich vertreten, sich um dich kümmern? Weisst du es selbst?
P.P.S. Wie es mit der Tochter von weiter oben weitergegangen ist? Ausgestattet mit Zeit und Informationen hat das Gespräch stattgefunden. Es lief richtig gut! Die wichtigsten Unterlagen sind erstellt und die Erleichterung bei allen ist riesig.
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